Zum Geleit

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser dieser kleinen Festschrift.
Herzlichen Dank, dass Sie sich für die Geschichte unserer Kirchen hier in Weisendorf interessieren und dass Sie mit Ihrem finanziellen Beitrag das Projekt "Tageszentrum in Odessa" unterstützen.
Wir wollen mit den Artikeln einen Einblick in die Geschichte und die Arbeit der beiden evangelischen Kirchengemeinden und der katholischen Pfarrei St. Josef geben – besonders unter dem Aspekt, wo es ökumenische Begegnungen und Erfahrungen aber auch Probleme gegeben hat.

Ein Name muss zu Beginn dieser kleinen Festschrift genannt werden:
Herr Edgar Süß – der ehemalige Schwane-Wirt – sprach mich vor 2 oder 3 Jahren auf der Straße an: "Herr Pfarrer, wissen Sie eigentlich, dass im Jahr 2008 die Pfarrei ihren 650. Geburtstag feiert?"
Ich wusste es natürlich nicht und im weiteren Gespräch erzählte Herr Süß, dass 1958 wohl gar nichts zusammen gegangen sei zwischen der katholischen Pfarrei und der evangelischen Kirchengemeinde zum 600-jährigen Jubiläum. Die Evangelischen hätten das Jubiläum wohl in einem Gottesdienst erwähnt aber auch nicht richtig gefeiert. Und die Katholiken gleich gar nicht. Und ob es nicht ginge, dass man dieses Mal das 650-jährige Jubiläum gemeinsam feiern könne: Evangelische und Katholische zusammen. Ich versprach, den katholischen Kollegen darauf hin anzusprechen. Diese Begegnung mit Herrn Edgar Süß war die Initialzündung für das Jubiläum, das wir im Jahr 2008 mit verschiedenen Veranstaltungen feiern werden.
Pfarrer Herwig Gössl – mein damaliger katholischer Kollege – war in seiner besonnenen Art angetan von der Idee – was für einen Franken viel heißt. Um es kurz zu machen: Am 29.9.2005 – dem Michaelistag – gab es eine Premiere in Weisendorf – eine gemeinsame Sitzung des Pfarrgemeinderates und der Kirchenverwaltung von St. Josef und der Kirchenvorstände von Weisendorf und Rezelsdorf. Hier konnten die Pfarrer die Idee eines ökumenischen Jubiläums im Jahr 2008 vorstellen.
Die einstimmige Unterstützung aller Anwesenden bestärkte uns, dieses Anliegen weiter zu verfolgen. Ein ökumenischer Arbeitskreis wurde noch an diesem Abend gegründet, der die Organisation des Jubiläumsjahres und der Festschrift übernehmen sollte. Fast alle im Arbeitskreis sind dabei geblieben – leider nicht Pfarrer Herwig Gössl, der seit dem Herbst 2007 in Bamberg als Subregens arbeitet.

Ich freue mich wirklich sehr, dass die Initialzündung, die von dem Gespräch mit Herrn Edgar Süß ausging, in den beteiligten Kirchengemeinden und Pfarreien so gut aufgenommen wurde und wir so miteinander das Jubiläum als ein ökumenisches feiern können.

Meiner Meinung nach könnte auch keine von den beiden Konfession dieses Jubiläum mit gutem Gewissen alleine feiern, denn die Geschichte der 650 Jahre ist eine wechselvolle zwischen Katholischen und Evangelischen: Im Beginn (1358) rein katholisch – dann nach 1539 über weite Strecken rein oder überwiegend evangelisch.
Nach und nach wuchs die Anzahl der katholischen Christen in Weisendorf durch gezielte Förderung der katholischen Schlossbesitzer. Dennoch dauerte es fast 380 Jahre bis 1917 in Weisendorf eine eigenständige katholische Pfarrei neu begründet werden konnte; mit einer eigenen St. Josefskirche, welche freilich bereits im Jahr 1885 geweiht worden war.
Ich meine, dass dieses Jubiläum zurecht ein ökumenisches ist, weil keine von den beiden Konfessionen in Weisendorf für sich allein behaupten könnte, die 650 Jahre gänzlich als ihre ureigenste Geschichte zu beanspruchen.

Dass wir 2008 miteinander ein ökumenisches Jubiläum feiern können – was 1958 so nicht denkbar gewesen wäre – verdanken wir u.a. auch dem II. Vatikanischen Konzil, auf das Erzbischof Prof. Dr. Schick in seinem Grußwort hingewiesen hat. Wir verdanken es aber auch den vielen Gläubigen beider Konfessionen, die sich z.B. in konfessionsverbindenden Ehen nicht haben entmutigen lassen und ihr Miteinander fröhlich gelebt haben und so beide Kirchen zu einem Umdenken und Einlenken angeleitet haben – kein schlechtes Ergebnis gelebter Ökumene. Möge dieses Jubiläum auch dazu dienen, einander besser kennen- und schätzen zu lernen. Und vielleicht können wir ja im Miteinander manches lernen, was wir allein so nicht gekonnt hätten.

Mit den besten Segenswünschen für ein gutes Jahr 2008

Für den Herausgeberkreis                Wilfried Lechner-Schmidt, Pfr.